Kunstgeschichte: Futurismus

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Der Futurismus ist eine avantgardistische Kunstbewegung, die ihren Ursprung in Italien im frühen 20. Jahrhundert hat. Die Bewegung zeigte sich in Malerei, Plastik, Musik, Literatur und Theater und beeinflusste maßgeblich den Verlauf der Kunstgeschichte. In diesem Artikel werden wir uns mit den Ursprüngen des Futurismus, den wichtigsten Künstlern und ihren Werken sowie dem Einfluss des Futurismus auf die Kunst von heute befassen.

Definition des Futurismus

Der Begriff "Futurismus" stammt vom lateinischen Wort "futurum", das "Zukunft" bedeutet. Die Bewegung entstand im Jahr 1909 in Italien und dauerte bis 1944 an. Die Futuristen waren von den technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen ihrer Zeit fasziniert und wollten diese in ihrer Kunst zum Ausdruck bringen. Sie strebten nach einer radikalen Erneuerung der Kunst, indem sie sich von traditionellen Formen und Techniken lösten und stattdessen Geschwindigkeit, Dynamik und Modernität betonten.

Ursprünge des Futurismus

Der Futurismus wurde von Filippo Tommaso Marinetti im Jahr 1909 gegründet, als er sein "futuristisches Manifest" in der französischen Zeitung Le Figaro veröffentlichte. Das Manifest war eine radikale Abkehr von der bisherigen Kunst und forderte die Zerstörung von Museen, Bibliotheken und Akademien, um Platz für eine neue Kunst zu schaffen, die die Dynamik der modernen Zeit widerspiegeln sollte.

Die Futuristen waren stark von der Philosophie der Avantgarde beeinflusst, zu der neben dem Futurismus auch die Kunstströmungen Dadaismus und Surrealismus gehören. Die avantgardistischen Künstlerinnen und Künstler wollten durch Provokation und den Bruch mit alten Regeln Fortschritt und Veränderung in der Kunst hervorrufen.

Die Kunstepoche Futurismus - Überblick

Der Einfluss des Futurismus geht auf seinen Gründer Filippo Tommaso Marinetti und sein erstes "futuristisches Manifest" aus dem Jahr 1909 zurück. Am 20. Februar 1909 veröffentlichte der italienische Jurist und Dichter sein "futuristisches Manifest" in der französischen Zeitung Le Figaro.

Le Figaro wurde 1826 ursprünglich als Satirezeitung gegründet. Die Auflage der Zeitung stieg rasant an, weshalb sie seit 1866 zur Tageszeitung Frankreichs zählt.

Das Manifest: der Ursprung der futuristischen Bewegung

Das Manifest des Futurismus war von Marinetti als provokativer Tabubruch geplant. Es war die Aufforderung, sich drastisch vom alten Verständnis von Kunst abzuwenden, um dem Neuen Raum zu verschaffen.

Wir wollen die Liebe zur Gefahr besingen, die Vertrautheit mit Energie und Verwegenheit.

Mut, Kühnheit und Auflehnung werden die Wesenselemente unserer Dichtung sein.

(Auszug aus dem Gründungsmanifest von Filippo Tommaso Marinetti)

Die futuristische Avantgarde-Bewegung wollte sich von der Vergangenheit abwenden. Dazu gehörte auch, Museen und Denkmäler der bisherigen Kunst aufzugeben. Die Futuristen kehrten jeder Form der zuvor praktizierten Kunst den Rücken zu.

In Paris hatte das Manifest keine nachhaltige Wirkung - man hatte sich an Skandale gewöhnt. Doch Marinetti weckte in Künstlerkreisen Interesse, was er für seine Bewegung nutzte. Er scharte eine kleine Gruppe von jungen Künstlerinnen und Künstlern um sich. Marinetti unterstützte sie finanziell und plante mit ihnen zusammen ihr künstlerisches Schaffen, also ihre Malerei oder Bildhauerei.

Die Bedeutung des Futurismus

Der Futurismus lässt sich als eine Revolte junger italienischer Literatinnen und Künstlerinnen gegen alles Traditionelle und Konservative beschreiben.

Der Beginn des 20. Jahrhunderts war das Zeitalter der Motorisierung und damit geprägt von Geschwindigkeit. Begeistert von dieser Schnelligkeit der Bewegung wollten die Künstlerinnen und Künstler des Futurismus die Empfindungen, die die Dynamik und die moderne Zeit erweckten, in ihrer Kunst erfassen.

Um diese Geschwindigkeit und Dynamik zu thematisieren, stellten die Künstlerinnen und Künstler die Zeitlichkeit eines Geschehens durch die Simultaneität (Gleichzeitigkeit) dar. Diese wird in der surrealistischen Kunst als malerisches Gestaltungsmittel angewandt. Dabei werden mehrere Ansichten eines Objektes oder Bewegungsabläufe dargestellt. Dieses gestalterische Mittel wird auch Simultandarstellung genannt.

Italienischer Futurismus

Der italienische Futurismus war die erste avantgardistische Künstlerbewegung des 20. Jahrhunderts.

Der Künstler Giacomo Balla (1871-1958) war ein italienischer Maler des Futurismus. Er studierte fotografische Bildserien, um die Abläufe der Bewegung und Geschwindigkeit in der Wiederholung des Bildmotivs aufzuzeigen.

Giacomo Balla untersuchte dafür etwa die Serienfotografien des bekannten Fotografen Eadweard Muybridge. Der britische Fotograf war ein Pionier der Fototechnik. Auf ihn geht die Chronofotografie zurück, die die fotografische Dokumentation von Bewegungsabläufen bezeichnet.

In der Entwicklung der Fotografie war die Chronofotografie in den 1870er- oder 1880er-Jahren ein Meilenstein in der Geschichte der Fotografie.

Ein bekanntes Werk von Giacomo Balla ist "Patriotic Demonstration", entstanden 1915.

Merkmale des Futurismus

Zu den Merkmalen des Futurismus gehören:

  • Helle und bunte Farben
  • Der Eindruck von schnellen Bewegungen
  • Gegenstände werden oft nur bruchstückhaft dargestellt, wodurch der Eindruck von Eile entsteht
  • Formen werden sich gegenseitig durchdringend gemalt
  • Gegenstände mit geometrischer Betonung erscheinen wie ein Röntgenbild; der Bildaufbau wird durch Linien und Linienüberschneidungen verdichtet
  • Der Simultankontrast wird oft verwendet, d.h. Ton in Ton (z.B. rot in dunkelrot); die Überflutung von Farben vermittelt den Eindruck von Bewegung
  • Umrisse werden wiederholt
  • Zeit, Form, Ton, Farbe und Ort werden in einem Bild veranschaulicht
  • Häufig gewählte Motive: Bewegungsabläufe, Sport, Kosmisches, technische Konstruktionen, Landschaften mit technischen Geräten

Bedeutende Künstler des Futurismus

Zu den bedeutenden Künstlern des Futurismus gehören:

  • Giacomo Balla
  • Gerardo Dottori
  • Santa Rita Pintor
  • Leo Gestel
  • Umberto Boccioni
  • Paolo Buzzi
  • Alexandra Exter
  • Ottone Rosai

Erbe des Futurismus

Vor allem in Italien hatte der Futurismus große Auswirkungen auf die Kunst. Italienische Künstler litten jahrhundertelang unter der kulturellen Dominanz der Renaissance. Nun erlangten sie ihr kreatives Selbstbewusstsein wieder. Da in Italien die Einflüsse des Futurismus bis nach dem Ende des 2. Weltkriegs spürbar waren, hatten italienische Künstler auch einen deutlichen Vorsprung beim Anschluss an die internationale Moderne.

International gesehen hatte der Futurismus einen großen Einfluss auf nachfolgende Bewegungen wie Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus und Konstruktivismus. Heute ziert eine Abbildung einer Skulptur von Umberto Boccioni die Rückseite der italienischen 20-Cent-Münze.

Futurismus und Marcel Duchamp

Der französische Künstler Marcel Duchamp (1887-1968) war von der futuristischen Bewegung beeinflusst und ironisierte die traditionelle Gattung der Aktdarstellung in seinem Bild „Akt, eine Treppe herab schreitend". Duchamp versetzte die traditionell lasziv ruhende weibliche Gestalt in Bewegung, was eine deutliche Referenz an die futuristische Faszination für Geschwindigkeit und Dynamik darstellt.

Futurismus und die Technik

Die Futuristen waren von den technologischen Errungenschaften ihrer Zeit begeistert und sahen in ihnen eine Quelle für künstlerische Inspiration. Die Entwicklung von Fotografie, Film und anderen technischen Geräten hatte einen großen Einfluss auf die futuristische Ästhetik. So untersuchte zum Beispiel Giacomo Balla die Chronofotografie, um die Bewegungsabläufe in seinen Bildern darzustellen.

In der Plastik gab es erste Ansätze zu einer kinetischen Kunst wie dem „Raum-Zeit-Modulator" von László Moholy-Nagy (1895-1946) bis hin zu den „Mobiles" von Alexander Calder (1898-1976), in denen ein labiles Gleichgewicht der Formelemente schon durch den kleinsten Windhauch in Bewegung gehalten wird.

Einfluss des Futurismus auf die Kunst von heute

Die futuristische Bewegung hat auch heute noch einen großen Einfluss auf die Kunst. Die Ideen von Geschwindigkeit, Dynamik und Technologie sind in vielen zeitgenössischen Kunstwerken zu finden, und viele Künstlerinnen und Künstler beziehen sich in ihren Arbeiten auf den Futurismus. Die futuristische Ästhetik ist auch im Grafikdesign, in der Mode und in der Architektur präsent.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Futurismus eine revolutionäre Kunstbewegung war, die die Kunstgeschichte nachhaltig geprägt hat. Die futuristischen Ideen von Geschwindigkeit, Dynamik und Technologie sind auch heute noch in der Kunst und im Design präsent. Die Bewegung hat viele bedeutende Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht und beeinflusst nach wie vor die Kunst von heute.



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